Oldtimerlexikon

Oldtimer sind wie alle Leidenschaften. Sie machen großen Spaß, sorgen aber manchmal für Verdruss. Dieses Lexikon in Kurzform soll Ihnen, lieber Leser, eine Hilfe beim Kauf sein und Sie vor den schlimmsten Enttäuschungen mit ihrem Klassiker bewahren.

 
A/B/C/D/E

Altauto-Verordnung

Genau 18 Monate nach vorübergehender Stilllegung des Automobils, verfällt der Fahrzeugbrief. Eine Frist, die man unbedingt beachten sollte, sonst wird der Original-Brief eingezogen und es ist eine Vollabnahme notwendig. Außerdem wird nach dem Stichtag die Altauto-Verordnung wirksam. Sollten Sie den Wagen veräußern, brauchen Sie unbedingt den Kaufvertrag für die von der Zulassungsstelle geforderten Verbleibserklärung.

 
Amerika-Importe

Vor allem Cabriolets und Luxus-Sportwagen europäischer Herkunft aus den fünfziger und sechziger Jahren fanden im großen Umfang den Weg zurück nach Deutschland. Bei diesen Autos ist Vorsicht geboten! Die Amerikaner sind wahre Spachtel-Virtuosen und begnadete Pfuscher, außerdem ist die Technik meist vernachlässigt und die Autos weichen in Details vom europäischen Original ab. Nur kerngesunde Karossen kaufen, Technik und Interieur sind von den Kosten eher sekundär.

 
Bremsen

Mit sicherheitsrelevanten Bauteilen ist nicht zu spaßen. Gerade die Bremsen verlangen beim Oldtimer wegen der längeren Standzeiten viel Aufmerksamkeit und gehören regelmäßig gewartet. Überalterte Bremsflüssigkeiten, zugequollene Bremsleitungen und festsitzende Bremskolben bedeuten ein hohes Sicherheitsrisiko.

 
Chrom

Unverzichtbarer Schmuck des Oldtimers. Braucht viel Pflege, neigt zu Pickeln und ist kostspielig in der Aufarbeitung beim Galvaniseur. Chromteile sind sehr teuer, bei Restaurierungsobjekten auf Vollständigkeit achten. Bei populären Klassikern sind Chromteile als Nachfertigung recht preiswert erhältlich. Die Qualität ist allerdings meist nicht so gut wie früher.

 
Clubs

Auch wer kein Vereinsmeier ist, wird schnell einsehen, dass die Zugehörigkeit zu einem Club wesentliche Vorteile bietet. Probleme bei der Ersatzteilversorgung, bei der Restaurierung oder beim Kauf können durch erfahrene Clubmitglieder oder sachverständige Technikreferenten meist gelöst werden.

 
Diebstahlsicherung

Gerade gesuchte und kostspielige Oldtimer werden immer wieder entwendet. Vor allen Dingen Cabriolets sind leicht verwundbar. Deshalb sollte man an versteckter Stelle einen Hauptschalter im Auto installieren.

 
Dokumentation

Möglichst viele Unterlagen machen die Historie Ihres Klassikers transparent. Neben dem obligatorischen Fahrzeugbrief - übrigens ist auch ein abgelaufener Brief ein wichtiges Dokument zur Erstellung eines Vollgutachtens - gehören dazu Betriebsanleitung, Serviceheft und bei Restaurierungen vor allem Belege über den Umfang der geleisteten Arbeiten.

 
Endoskop

Optisches Hilfsmittel, um in verborgene Karosseriewinkel Ihres Klassikers zu blicken. Dabei lässt sich Korrosion sicher orten. Oldtimer-Gutachter verfügen meist über dieses Hilfsmittel, das sich vor allem für eine Inspektion vor dem Kauf empfiehlt.

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F/G/H/I/J

Finanzierung

Ein Hobby auf Kredit zu finanzieren ist an sich schon fragwürdig, vor allem, wenn wie beim Oldtimer fast immer Folgekosten für Reparaturen und Wartung auflaufen. Für einen Klassiker sollte man Geld übrig haben oder einen Youngtimer kaufen.

 
Garantie

Im Sinne eines risikoarmen Kaufs sollte der Oldtimer-Käufer sich möglichst viele Eigenschaften des Klassikers schriftlich bescheinigen lassen. Etwa Unfallfreiheit, Original-Laufleistung oder Restaurierungsaufwand. Im Übrigen gilt beim Kauf vom Händler ein Jahr Gewährleistung auf alle im Kaufvertrag nicht als schadhaft aufgeführten Bauteile.

 
Gebrauchtwagen

Klug ist es, sich ein Automobil mit Klassikerpotential bereits als 15- oder 20-jährigen gepflegten Gebrauchten mit geringer Laufleistung zu sichern. Das gilt heute etwa für einen Mercedes Benz 500 SEC, einen BMW 635 CSi oder einen Jaguar XJ 12 5.3.

 
G-Kat

Die Einführung des H-Kennzeichens zum einheitlichen Steuersatz von 191,73 Euro pro Jahr (Stand: 07/2020) für Klassiker, die zum Stichtag mindestens 30 Jahre alt sind, hat die G-Kat-Diskussion entschärft. Aktuell ist sie immer noch für Youngtimer, die im Alltag bewegt werden, die anderen können auf das rote 07er Kennzeichen mit starker Nutzungseinschränkung ausweichen.

 
H-Kennzeichen

Für die Examinierung zum H-Kennzeichen ist nicht nur ein Fahrzeugalter von 30 Jahren notwendig. Der Wagen muss sich weitgehend im Originalzustand befinden, die TÜV-Prüfung bestehen und optisch in einem ansprechenden Zustand sein.

 
Interieur

Sonnenverwöhnte Oldtimer sind meist rostfrei, haben aber häufig ein ausgeblichenes Interieur. Je älter und seltener der Wagen ist, desto schwieriger fällt die Instandsetzung. Nachfertigungen helfen und vor allem das handwerkliche Geschick älterer Sattler, die aber selbstbewusste Stundensätze verlangen.

 
Justierung

Das typische Problem älterer Vergaseranlagen. Das fängt schon bei den zwei Zenith-Register-Vergasern eines BMW 2500, Mercedes 230 oder Opel Commodore an. Ganz zu schweigen von der Weber-Vergaserbatterie an einem Maserati 3500 GT. Leistung und Verbrauch und Abgasverhalten hängen entscheidend von der korrekten Vergasereinstellung ab.

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K/L/M/N/O

Karosseriebau

Das A und O des restaurierten Oldtimers. Haftet der Magnet, stimmen die Spaltmaße, wurden Sicken zugespachtelt, gibt es im Strahl der Neonlampe Wellen und Dellen?

 
Leder

Für viele unverzichtbarer Bestandteil eines alten Autos. Patina steht Leder ausgezeichnet, Risse, Löcher und gebrochene Keder schrecken ab. Leder ist erstaunlich restaurierungsfähig, nur bei großflächigen Zerstörungen sollte man zu einem neuen Lederbezug greifen. Regelmäßige Pflege mit Spezialtinkturen hält Leder dauerhaft schön.

 
Motor

Das Herz des Automobils. Er sollte ruhig, ohne Neben- und Rasselgeräusche laufen, eine gute Kompression besitzen, nicht zu stark bläuen und eine gute Leistung zeigen. Blaue Auspuffwolken deuten auf verschlissene Ventilschaftdichtungen, aber auch auf defekte Kolbenringe oder Zylinderlaufbahnen hin. Metallische Geräusche beim Gasgeben können einen Kolbenkipper oder auch einen Lagerschaden bedeuten. Ein Öldruckmesser sollte die in der Betriebsanleitung genannten Werte anzeigen.

 
Neuwagenanmutung

Auch Überrestaurierung genannt, kostspielig wurde jedes Teil behandelt oder durch ein neues ausgetauscht. Findet man vor allem bei Edel-Klassikern im Concours-Zustand.

 
Originalität

Wünschenswert, aber oft nicht realistisch ist ein in allen Punkten originaler Klassiker. Oft gibt es erstrebenswerte Verbesserungen, die zwar nicht original sind, aber den Gebrauchswert erhöhen, etwa Transistorzündungen, breitere Reifen, 12-Volt- statt 6-Volt-Anlagen. Der Maßstab der Originalität bleibt Ansichtssache, aber gerade Youngtimer leben in ihrer Akzeptanz vom Originalzustand.

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P/Q/R/S/T

Patina

Der große Trend bei den etablierten Oldtimern heißt "Patina". Darunter versteht man die Erhaltung von Gebrauchsspuren, wo immer es möglich ist. Lack aufpolieren statt neu lackieren, Lederpolster aufarbeiten statt mit neuem Leder beziehen. Das höchste Gut ist der sehr gut erhaltene, unrestaurierte Originalzustand.

 
Probefahrt

Das Internet verlockt wieder einmal zum Blindkauf. Kein Kauf ohne richtige Inspektion und ohne Probefahrt. Beides ist eminent wichtig, um nicht hereinzufallen, auch wenn noch so viele Interessenten da sind und der Wagen noch so weit entfernt ist. Finger weg vom Kauf am PC! Nur eine Probefahrt kann Motor- und Fahrwerksmängel entlarven, nur eine genaue Inspektion am Objekt outet Pfusch und Blender mit Verkaufslackierung und frischem Unterbodenschutz.

 
Qualifizierte Beratung

Fahren Sie nicht allein zur Besichtigung Ihres Lieblings. Nehmen Sie einen emotionslosen Freund mit, der etwas von Autos versteht, Oldtimer mag, aber vielleicht nicht hochemotionalisiert ist, gehen Sie kein Risiko ein. Investieren Sie im Zweifelsfall, vor allem bei restaurierten Edel-Klassikern, in einen Sachverständigen!

 
Räder

Blickfang und heikles Thema bei Oldtimern. Nicht jeder TR 4 muss Speichenräder tragen, warum nicht da die originalen Stahlscheibenräder verwenden, aus gutem Geschmack und aus Freude am Understatement. Bitte auch keine Räder späterer Fahrzeuggenerationen verwenden, das passt eben nicht.

 
Rost

Der größte Feind des Automobils und der größte Kostenfaktor einer Restaurierung. Der Zustand eines Automobils steht und fällt mit der Güte der Karosserie. Alle selbsttragenden Karosserien haben prinzipiell die gleichen Rostherde. Sie liegen im Spritzwasserbereich der Räder: Kotflügel, Türschweller, Radläufe, Stehbleche, Endspitzen, Heckabschlussbleche und A-Säulen rosten durch.

 
Standschäden

Jahrelanges Herumstehen ohne Pflege erzeugt Standplatten in den Reifen, poröse Dichtungen im Motor, der dann Öl und Wasser verliert, spröde Fahrwerksbuchsen, festgegangene Bremskolben. Verharzungen des Motoröls und Korrosion im Motor.

 
Teileträger

Gerade die Besitzer seltener Alltagsautomobile aus den Fünfzigern und Sechzigern sind mit einem zusätzlichen Teileträger gut bedient. Er hilft, Ersatzteilnöte zu lindern, und erlaubt die genaue Rekonstruktion am Objekt.

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U/V/W/X/Y/Z

Umrüsten

Ein beliebtes Thema, gerade bei Youngtimern. Den stärkeren Sechszylinder gegen den schwachen Vierzylinder auszutauschen, die müde Automatik gegen das knackige Fünfganggetriebe. Schön und gut, dabei auch an das Fahrwerk und die Bremsen denken und alles schön vom TÜV eintragen lassen. Bei begehrlichen Sonderausstattungen wie Klimaanlage, Fensterheber, Colorglas ist der Aufwand bisweilen sehr hoch. Im Zweifelsfall für den Originalzustand.

 
Versicherungen

Geringe Schadenshäufigkeit bei Oldtimern, in Verbindung mit niedriger Laufleistung und entspannten Nutzungsbedingungen führen bei den Versicherern zu günstigen Sondertarifen, die es zu nutzen gilt. MOTOR KLASSIK veröffentlicht jedes Jahr in der Aprilausgabe einen Versicherungsspiegel mit den günstigsten Angeboten.

 
Wachs

Neben Öl der beste Freund des Autos. Sei es als Hohlraumwachs, um erneute Korrosion zu verhindern, sei es als Schutz der Lackierung vor Umwelteinflüssen oder als Balsam für ausgetrocknetes Leder. Wachs ist die Mutter aller Pflege, und die sollte man dem Klassiker gönnen. Lieber einmal auf eine Ausfahrt verzichten und stattdessen über die Pflege den Dialog mit dem Wagen führen. Das macht froh und ausgeglichen, und ihr Wagen behält seinen Wert.

 
Youngtimer

Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Youngtimer sehen aus wie Gebrauchtwagen von gestern. Jeder kann sich noch an sie erinnern, als sie massenhaft unsere Straßen bevölkerten. Ein Audi 80, ein Ford Taunus, ein Opel Ascona, wie fade. Doch merke, auch Youngtimer altern, und wenn sie einmal nicht mehr sind, werden wir sie vermissen, 98 Prozent von ihnen landen sowieso in der Presse oder im Ausland.

 
Zustandsnoten

Sie lauten wie in der Schule, zwischen eins und sechs. Sie werden ebenso wie Gutachten meist beschönigt. Zustand eins gibt es faktisch nicht. Zustand zwei, häufig angepriesen, aber selten erreicht, ist in Wirklichkeit ein guter Dreier, und der ist bei unrestaurierten Originalautos absolut rar.

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(Quelle: Materialauswahl Peter Hipke, Oldtimerlexikon, Auszug aus dem Katalog der "Sachsen Classic 2003", Seiten 116 bis 120, Dresden 2003. Achtung! Alle Angaben sind ohne Gewähr! Für Fehler und den aus deren Nutzung resultierenden Schäden übernehmen wir keine Haftung. Die kommerzielle Nutzung ist ausdrücklich untersagt.)


© GG, Freital 2003

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